Tigi kam mit seiner Schwester Mayka und dem Kater Sirius Ende November 2011 zu uns. Damals wohnten wir noch in Wohlen.
Der Kater war eine aufgeweckte und sehr aktive Katze. In Wohlen verkehrt er im Quartier und in den Gärten der Nachbarn. Wenn Mireille und ich im Quartier einen kleinen Spaziergang machten, begleitete er uns dabei. Wenn die Route aber sein "Revier" deutlich überschritt, kehrte er widerwillig und mit Kommentar lieber wieder um.
Ein für ihn wie auch uns einschneidendes Ereignis in Wohlen war, dass er fast 2 Wochen in einer Garage - keine 20m von uns entfernt - eingesperrt wurde. Die Garagen-Besitzer waren in die Ferien. Tigi war auf Entdecktungstour und wurde versehentlich eingesperrt. Weil die Garage tiefer gelegt und in Richtung Hauptstrasse lag, war es unmöglich seine verzweifelten Rufe zu hören.
Ich war zufällig zu Hause als die Nachbarin ihn "kommentarlos" durch die Katzentüre geschoben hat. Er war nur noch Haut und Knochen. Nach dem er etwas getrunken hatte, ging es umgehend zum Tierarzt! Er erholte sich und war danach wohl deutlich vorsichtiger, wenn er einen fremden Raum erkundete.
In Holderbank fand er sein neues Hobby. Das grosse Grundstück von unerwünschten Katzen frei zu halten. Er war unzählige Male in heftige Raufereien verwickelt und entsprechend unzählig waren auch die Tierarztbesuche. Er war deswegen auch schon bekannt, wie ein bunter Hund. Diverse Kampfspuren wie Bisswunden und im Kopf steckende fremde Katzenkrallen konnten ihn nicht beeindrucken.
Gegenüber uns war er aber sehr verschmusst und genoss Streicheleinheit und natürlich auch Leckerlis. Bei den Leckerlis tropfte ihm der Speichel nur schon vom Geruch herunter. Sehr aufdringlich aber immer noch ruhig holte er sich ein neues Leckerli. Und wenn es dann doch etwas zu langsam ging, versucht er mit der Pfote (und Kralle) das Fütterungstempo meist sanft aber bestimmt zu erhöhen.
Die letzten Jahre war er deutlich häufiger zu Hause oder in der Nähe. Er wie auch wir genossen seine Präsenz auf dem Sofa oder beim Filme schauen. Wenn wir wiedermal draussen auf dem Feuer etwas grillierten, war er meist auch nicht weit entfernt. Legte sich in den Schatten und entspannte sich - und wenn es sich ergab, gab es noch etwas leckeres zu fressen.
Mit seinen Gespändli kam er gut zurecht. Tigi, Mila und Felix begrüssten sich jeweils gegenseitig, wenn sie sich über den Weg liefen. Teilweise wurde dann auch mal geneckt; wobei Mila das eine oder andere Mal etwas zu frech war und dann auch mal kurz von Tigi gepackt wurde. Danach war Mila eingeschnappt... bis zum nächsten Mal.
Tigi war auch ein Bett-Kater. Er lag meist neben mir und später zwischen oder neben meinen Beinen. Seit er ca. 10jährig ist, suchte er aktiv die Körperwärme in der Nacht. Das vermisse ich jetzt schon... seine Nähe und sein Schnurren am Abend.
Letzten Herbst (2023) war Tigi aber sehr schlecht zwäg. Erst hatte er mit einer Halsentzündung zu kämpfen und danach wollte es ihm einfach nicht besser gehen (trotz soweit guter Blutwerte). Nach diversen Untersuchungen und einigen bangen Stunden konnte die Ursache mit einem Pilz im Ohr lokalisiert werden. Er hört schlicht kaum noch etwas (Vermutung) und bewegte sich in sehr kleinem Raum und hatte entsprechend auch Mühe seinen natürliche Bedürfnissen nachzugehen. Es war für uns eine sehr belastende Zeit, weil wir nicht wussten, was los war bzw. was ihm fehlt. Mit der Diagnose und der Behandlung verbessert sich sein Zustand aber dann schnell wieder.
Die letzten Monate genossen wir seine erneut aktive und anhängliche Art.
Am Mittwoch, 8. Mai 2024 kam ich nach 19 Uhr nach Hause. Als ich vom Briefkasten zurück kam, entdeckte ich Tigi im Garten zwischen den Blumen sitzend. Er wirkte abwesend. Als ich zu ihm ging, reagiert er nicht wirklich. Beim Hochheben reagiert er sehr komisch. Ich setze ihn dann sanft auf den Boden. Mit Zurufen ermunterte ich ihn mich ins Haus zu begleiten. Sein Gang war sehr unsicher und ungewohnt. Der Anblick machte mir Sorgen. Im Haus verkroch er sich umgehend in der Katzenbaumbox. Ich habe versucht ihn nach Verletzungen abzutasten; etwas gefunden habe ich jedoch nicht. Ich gab ihm ein paar Leckerlis. Als er nicht alle aufgefressen hatte, war mir klar, dass etwas nicht stimmte. Als Mireille nach Hause kam, schaut sie ihn sich auch noch an. Eine Pfote roch etwas komisch (typsich bei einer Verletzung). Er flüchtete dann ins Schlafzimmer unter das Bett.
Am Donnerstagmorgen stürzte er (vermutlich) beim Sprung vom Katzenbaum auf den Boden. Beim Versuch den Kater zu untersuchen, rannte dieser in Panik davon und fiel dabei die Treppe hinunter und blieb daraufhin liegen. Mireille machte sich mit dem Kater umgehend auf den Weg zur Tierklinik in Oberentfelden. Ich war zu diesem Zeitpunkt leider nicht zu Hause und habe dies nicht miterlebt.
Tigi blieb von Donnerstag auf Freitag in der Klinik zur Beobachtung und um weitere Untersuchung zu machen (Blutwerte, Röntgen, etc.). Am Freitagmorgen wurden wir dann kontaktiert. Der Zustand von Tigi hat sich im Vergleich zu Donnerstag noch mehr verschlechtert. Der Tierarzt erzählt, dass er massive neurologische Probleme aufweisst. Das anschliessend durchgeführte MRI (Magnetresonanztomographie) zeigte eine starke Verkrümung (S-förmig) der Wirbelsäule im Nackenbereich. Und ein zusätzliche durchgeführtes CT (Computer Tomographie) lieferte weitere Information. Der Rückmarkkanal war stark verengt bzw. hat sich innert kurzer Zeit stark verengt, was dazu führt, dass nicht mehr ausreichend Rückenmarkflüssigkeit zu den Nerven gelangen konnte. Diese Rückenmarksverletzung musste aber schon älter sein. Evtl. hatte er diese von klein auf.
Anhand dieser Diagnose waren Mireille und ich uns einig, Tigi gehen zu lassen und ihn - wohl auch von den Schmerzen - zu erlösen. Im Juli wäre Tigi 13jährig geworden. Anhand der Diagnose ist es eigentlich erstaunlich, dass die Probleme nicht früher aufgetreten sind.
Wir vermissen den liebenswerten und anhänglichen Kater sehr. Seine zuvor aktive Präsenz bzw. sein Fehlen zu Hause fällt nun umso mehr auf...